Koch-Presse
28.06.2011
HERTHA: Flach spielen, hoch gewinnen
Aufsteiger Hertha BSC startet optimistisch mit dem Training für die Bundesliga
Von Matthias Koch
BERLIN - Der Abgang gestaltete sich schwieriger als die erste Einheit am Sonnabend auf dem Schenckendorff-Platz in Sichtweite des Berliner Olympiastadions. 600 Fans waren gekommen, um das Auftakttraining von Hertha BSC zu sehen. Viele von ihnen wollten nach dem rund zweistündigen Eintrudeln von den Profis ein Autogramm erhaschen. Vor allem die Unterschriften der Neuzugänge Maik Franz (Eintracht Frankfurt), Thomas Kraft, Andreas Ottl (beide Bayern München) und Tunay Torun (Hamburger SV) sowie von Goalgetter Pierre-Michel Lasogga standen hoch im Kurs.
Bei Torhüter Kraft, der sich minutenlang die Finger wund schrieb, musste sogar der Wachschutz eingreifen, damit der Schlussmann rechtzeitig zur Pressekonferenz erscheinen konnte. „Ich wurde von der Mannschaft und den Spielern sehr nett empfangen“, sagte Kraft.
Der 22-Jährige machte einen sympathischen Eindruck, wenngleich seine Verpflichtung für den brisantesten Konkurrenzkampf bei Hertha BSC in der Saison 2011/12 sorgen wird. Torhüter Maikel Aerts, die bisherige Nummer eins, wird den Platz im Tor keinesfalls freiwillig aufgeben. Der Niederländer ist als extrem ehrgeiziger Spieler bekannt und zumindest nach der ersten Einheit konnte er sich als Punktsieger fühlen. Aerts blieb fehlerfrei, Kraft patzte dagegen bei einem Schuss im Abschlussspiel. Es riecht aber nach einem fairen Wettstreit. „Wir haben uns nett begrüßt. Ich denke, dass wir auch in Zukunft ein kollegiales Verhältnis haben werden“, sagte Kraft.
Geschieht dies auf mehreren Positionen, kann Hertha seine Ziele möglicherweise erreichen. „Wir wollen flach spielen, hoch gewinnen“, begann Hertha-Trainer Markus Babbel seine Ausführungen mit einem Flachs, ehe er sehr sachlich wurde. „Als Aufsteiger von Meisterschaften und Pokalsiegen zu träumen, wäre vermessen. Das Hauptziel muss es sein, die Klasse zu halten. Viele Mannschaften haben in der letzten Saison gegen den Abstieg gespielt, die nicht damit gerechnet haben. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und extrem hart arbeiten.“
Michael Preetz forderte: „Wir müssen schauen, dass wir den Schwung des Aufstiegs mitnehmen.“ Dem bitteren Gang in die Zweitklassigkeit, den Hertha 2010 antrat, gewann der Manager Positives ab. „Ich glaube in der Tat, dass uns das gut getan hat, dass wir geerdeter sind, dass der Zusammenhalt zwischen Stadt und Mannschaft, zwischen Fans und Mannschaft enger ist als vor einem Jahr.“
Aus der Sicht von Babbel haben die Neuzugänge die Qualität des Kaders erhöht. Nun müsse Hertha ein gesundes Mittelmaß zwischen Abwehr und Angriff finden. Das sei in der Bundesliga entscheidend. „Wir haben Spielertypen geholt, die in die Mannschaft passen und uns weiterbringen“, so Babbel. Auf dem Transfermarkt wird Hertha wohl nur noch passiv aktiv, sprich auf der abgebenden Seite. Mittelfeldmann Marvin Knoll steht vor einem Leih-Wechsel zum Zweitligisten Dynamo Dresden. Verteidiger Kaka soll möglichst von Sporting Braga fest verpflichtet werden. Geschieht dies nicht, wird der brasilianische Großverdiener ab 1. Juli wieder bei Hertha trainieren.
Vielleicht kann an diesem Tag, an dem Hertha ab 15 Uhr ein öffentliches Kieztraining auf der Hanne-Sobek-Sportanlage im Wedding absolviert, auch Maik Frank richtig mitmischen. Der Ex-Frankfurter lässt aktuell wegen seines vor zehn Wochen erlittenen Fußbruchs noch Zweikampf- und Torschussübungen aus.