Von Matthias Koch
Der FC Carl Zeiss Jena taumelt dem Abstieg entgegen. Die Thüringer unterlagen nach einer katastrophalen ersten Halbzeit glatt mit 1:4 (0:3) beim SV Babelsberg. Dabei spielte der Mitkonkurrent die Gäste über weite Strecken völlig an die Wand.
Babelsberg. Die Unruhe in Jena wird damit kein Ende finden. Die war vor dem Anpfiff in beiden Lagern schon ausgesprochen groß. Bei den Gastgebern war Mittelfeldspieler Süleyman Koc, 2010 von Türkiyemspor verpflichtet, ist zusammen mit fünf weiteren Personen am Montag überraschend von der Polizei festgenommen worden. Dem Sextett werden mehrere Einbrüche in Spielkasinos vorgeworfen.
Bei Jena war übrigens die gesamte Führungsriege versammelt. Sowohl Präsident Hartmut Beyer (am Geburtstag seiner Frau) und Aufsichtsratschef Reinhardt Töpel nahmen entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheiten dieses Auswärtsspiel wahr. Nach acht Spielen ohne Sieg war das wohl auch nötig. Schließlich droht Trainer Wolfgang Frank der vorzeitige Rauswurf. Neben Töpel saß zudem Jenas Ex-Präsident Rainer Zipfel.
Das Daumendrücken auf der Tribüne, wo auch die aus dem Kader gestrichenen Hähnge und Ziegner Platz genommen hatten, half den Jenaern aber wenig. Bereits in der 13. Minute gingen die Babelsberger mit ihrer ersten Torchance in Führung. Kocer war in den Strafraum eingedrungen. Er ließ Brown Forbes aussteigen und Zeiss-Keeper Nulle mit strammem Schuss keine Chance.
Danach plätscherte das Spiel ein wenig dahin, ehe Jenas Verteidiger Riemer bereits nach 24 Minuten durch Landeka ersetzt werden musste. Riemers Nase, die vermutlich zumindest angebrochen sein dürfte, hörte einfach nicht auf zu bluten.
Noch tiefer ins Herz traf die Thüringer das 0:2 nach 28 Minuten. Makarenko traf in Anschluss nach einer Ecke von der Fünf-Meter-Raum-Grenze.
Immerhin hatte Voigt danach die erste Gelegenheit für die Gäste. Doch seinen Schuss konnte der Ex-Jenaer Unger (32.) abwehren. Doch es war nur ein Strohfeuer. Kocer schoss Jena mit seinem zweiten Treffer zum 3:0 (43.) schon ab.
Kurz nach der Pause holte Smeekes im Zweikampf mit Prochnow einen Elfmeter heraus, den Nikol sicher zum 3:1 (51.) verwandelte. Doch es blieb nur eine Momentaufnahme. Die Jenaer, die ihren Trainer über weite Strecken im Stich ließ, brachte kein weiteres Tor zustande. Im Gegenteil. Herrem gelang das 4:1 (83.) . Die Tage von Coach Frank in Jena könnten gezählt sein.
Aufsichtsratschef Töpel erklärte: "Ich war geschockt. Das war ein Wiederholungsfall von der 1:2-Niederlage gegen Unterhaching. Ich habe dem Präsidenten die Meinung des Aufsichtsrates mitgeteilt. Am Mittwochvormittag tagt das Präsidium."
Trainer Frank sagte frustriert: "Die Leistung in der ersten Hälfte war ungenügend. Danach haben wir alles versucht. Die Lage ist schwierig. Jetzt wird sich zeigen, ob der Verein aus der Vergangenheit gelernt hat. Ich gehe davon aus, dass ich weiter Trainer bin. Wir können den Klassenerhalt noch schaffen.
Verteidiger Ronny Nikol fand: "Es war zu wenig auf dem Platz. Wir sind zu schnell zusammengebrochen. Wir haben aber nicht für oder gegen den Trainer gespielt, sondern für uns."