Jenas Trainer Wolfgang Frank soll einen zerstrittenen Club vor dem Abstieg retten
Von Matthias Koch
JENA - Fans des FC Carl Zeiss Jena wĂŒrden die Uhr sicher gern zurĂŒckstellen. Vor 30 Jahren war nicht daran zu denken, dass man anno 2011 zum SV Babelsberg 03 reisen und um den Klassenerhalt in der 3. Liga bangen muss. Mitte April vor drei Jahrzehnten bereitete sich der Verein auf das Europa-Cup-Finale am 13. Mai 1981 in DĂŒsseldorf gegen Dynamo Tiflis (1:2) vor. Das JubilĂ€um droht heuer jedoch unterzugehen. Der Verein steckt in einer schweren Krise.
PrĂ€sidium und Aufsichtsrat sind sich spinnefeind. Die Mannschaft ist zerstritten und nach dem letzten AuswĂ€rtsspiel bei Bremen II (0:0) wurden Spieler von Teilen der eigenen AnhĂ€ngerschaft beleidigt. Ăber allem schweben die finanziellen Sorgen. Mittendrin versucht Trainer und Feuerwehrmann Wolfgang Frank, den Kopf oben zu behalten. Er wird allerdings nur noch vom PrĂ€sidium unterstĂŒtzt. Aufsichtsratschef Reinhardt Töpel hĂ€tte Frank nach dem 1:2 gegen Unterhaching am Sonnabend, dem achten Match ohne Sieg in Folge, am liebsten gefeuert. Doch noch scheiterte das am Veto des PrĂ€sidiums.
âDie Arbeit als PrĂ€sident macht mir aber keinen SpaĂ mehr. Das hat nichts mit der schwierigen sportlichen Situation zu tun, sondern nur mit den Differenzen zwischen PrĂ€sidium und Aufsichtsrat. Das kotzt mich anâ, sagte Beyer gestern. Sein RĂŒcktritt zum 30. Juni steht fest, weil die Differenzen unĂŒberbrĂŒckbar sind. âDas ist schwierig. Herr Töpel ist sehr emotional. Er denkt, er kann den Verein fĂŒhren, wie sein Unternehmenâ, sagt Beyer. âEr glaubt, er hat das Recht dazu, weil er zehn Prozent des Gesamtetats beigesteuert hat â auch wenn das sehr viel und gut ist.â
Mit der Leistung von Trainer Frank ist Beyer im Gegensatz zu Töpel zufrieden: âWir waren auf einem Abstiegsplatz, als er kam. Nun haben wir vier Punkte Vorsprung.â
Reinhardt Töpel, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der in Nunsdorf ansĂ€ssigen âReico Logistik Gruppeâ und frĂŒherer Allesbestimmer bei den Luckenwalder Bundesliga-Ringern, trĂ€gt sein Herz auf der Zunge. Diplomatie zĂ€hlt nicht zu seinen StĂ€rken. Doch eigentlich will auch Töpel wie Beyer und Frank nur den Klassenerhalt. âEs ist fĂŒnf vor zwölf. Das ist Berufssport. Die Leute haben Leistung abzurufen. Ich erwarte in Babelsberg groĂen Einsatzâ, sagt Töpel.
âBabelsberg hat einen guten Lauf. Aber wir mĂŒssen uns fĂŒr die Leistung gegen Unterhaching rehabilitierenâ, sagt TorhĂŒter und KapitĂ€n Carsten Nulle. StĂŒrmer Sebastian HĂ€hnge und Routinier Torsten Ziegner werden nicht helfen können. Sie wurden von Trainer Frank aus dem Kader gestrichen. Insgesamt bewahrt Frank als einer der wenigen Ruhe. âIch mache keine weiteren Baustellen aufâ, sagt Frank. Mit den vorhandenen hat der 60-JĂ€hrige schlieĂlich schon genug zu tun.