Hertha BSC kann nach dem 2:0-Sieg in Bochum kaum noch gestoppt werden
Von Matthias Koch
BOCHUM - Patrick Ebert hatte seine Mühe. Doch mit großem Einsatz zwängte der Mittelfeldspieler von Zweitliga-Spitzenreiter Hertha BSC seinen Körper unter dem Fangnetz durch, stieg mehrere Streben hoch und stand dann gemeinsam mit einigen der rund 1000 mitgereisten Berliner Fans auf dem Zaun zum Gästeblock. Dort dirigierte Ebert mit einem Megafon die Anhänger und die Mannschaft im Innenraum.
Nach dem verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg beim Tabellendritten VfL Bochum übte Hertha offensichtlich schon ein bisschen für die Jubelfeier zur Rückkehr ins Oberhaus. „Das war kein kleiner Schritt, sondern ein ganz großer für den Aufstieg“, meinte Hertha-Torhüter Maikel Aerts.
Die Hauptstädter konnten ihren Vorsprung auf den bis Montag 15 Mal in Serie ungeschlagenen VfL Bochum auf sieben Zähler ausbauen. „Wir haben wieder ein Zeichen gesetzt. Das waren big points“, sagte Hertha-Angreifer Pierre-Michel Lasogga nach der abwechslungsreichen Partie vor 24 211 Zuschauern.
Die hatten eine Art kleines Familientreffen gesehen. Schließlich war der Bochumer Coach Friedhelm Funkel bis zum Sommer vergangenen Jahres noch für Hertha zuständig. Der „Abstiegs-Trainer“ umarmte vor dem Anpfiff innig Hertha-Manager Michael Preetz. Doch insgeheim wollten sich die Gäste vor allem gegen Funkel keine Blöße geben. Patrick Ebert ging fast übermotiviert zu Werke und musste zum Vermeiden einer Gelb-Roten Karte vorzeitig ausgewechselt werden. „Ohne Funkel wär’n wir gar nicht hier“, skandierten die Hertha-Fans.
Die konnten schon Mitte der ersten Halbzeit die Führung durch Peter Niemeyer bejubeln, der nach seinem Treffer unter die Querlatte einen 50-Meter-Sprint zum auf der Bank sitzenden Physiotherapeuten hinlegte. Reinhard Mörz hatte am Vormittag eine Nackenblockade bei Niemeyer gelöst und so erst den Einsatz des in Bochum stärksten Herthaners ermöglicht. Damit nicht genug. Niemeyer streifte sich auch noch kurz die Wollmütze von Mörz über, die als Glücksbringer gilt. In den letzten acht Spielen trug Mörz diese Kopfbedeckung und Hertha verlor nie.
Dabei blieb es auch in Bochum, auch wenn Hertha-Trainer Markus Babbel beklagte, „dass wir das 2:0 nicht früher gemacht haben“. Der zunächst nur auf der Bank leidende Raffael, der zuvor schon zwei Mal den Pfosten getroffen hatte, schoss drei Minuten vor dem Abpfiff eine Eingabe seines Bruders Ronny ins Netz. „Hertha ist die erste Elf, die gegen uns sechs Punkte gemacht hat. Berlin hat einfach die reifere Mannschaft“, gab VfL-Trainer Funkel zu.
Für die Hertha-Anhänger war das ohnehin klar. „Nie mehr zweite Liga“ und „Siehst du Funkel, so wird das gemacht“ sangen sie, ehe die Jubelarie vor dem Fanblock begann. Die Akteure ließen sich das seit dem ersten Spieltag zu sehende Transparent mit der Aufschrift „Mission Wiederaufstieg“ aus dem Fan-Block reichen. Möglicherweise machten das ständige Hochreißen der Arme und die eine oder andere Tanzeinlage hungrig. Nach dem Spiel schleppten Stürmer Adrian Ramos sowie die Reservespieler Nico Schulz und Fanol Perdedaj ein gutes Dutzend frisch gekaufter Bratwürste in den Mannschaftsbus.