Nach der 1:2-Niederlage in Rostock klagt Jenas Trainer Frank: Unsere Siegesserie hat einige geblendet
Von Matthias Koch
Rostock. Die Spieler des FC Hansa standen minutenlang vor dem Block mit ihren lautstärksten Anhängern. Das 2:1 (0:0) gegen den FC Carl Zeiss Jena wurde auf besondere Weise dokumentiert. Defensivmann Kevin Pannewitz hielt die jubelnden Mitspieler und Fans mit einer Videokamera fest. Die Thüringer waren zu diesem Zeitpunkt längst in der Kabine verschwunden.
Nach dem fünften Spiel in Folge ohne Sieg ist der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz auf drei Punkte zusammengeschmolzen. "Für uns beginnt wieder der Abstiegskampf, der eigentlich nie aufgehört hat", philosophierte Jenas Trainer Wolfgang Frank. "Jetzt haben wir wieder begriffen, dass man auch Gas geben und nachlegen muss."
Vor 18 000 Zuschauern, darunter rund 2000 mitgereisten Zeiss-Fans, konnte Jena nur kämpferisch überzeugen. "Spielerisch haben wir nur wenig zustande gebracht. Ein, zwei Fehler - und schon war es passiert. Der Platz war auch nicht das Optimale", meinte Frank, der wegen einer Knieverletzung nach 15 Minuten Jens Truckenbrod durch Sören Eismann ersetzen musste.
Eine Stunde lang konnte Jena das 0:0 halten. Der nach seiner Genesung wieder in der Startelf stehende Ex-Rostocker Sebastian Hähnge besaß bei einem Pfostentreffer (47.) sogar die Chance, den Außenseiter in Front zu bringen. "Wir sind schwer in die Partie rein gekommen", gestand Hansa-Trainer Peter Vollmann.
Doch Rostock besaß schon vor den Treffern zum 1:0 (62.) durch Tobias Jänicke und zum 2:0 (67.) durch Josip Landeka, der eine Flanke des Ex-Jenaers Marcel Schied unglücklich ins eigene Netz bugsierte, recht gute Gelegenheiten. Doch Björn Ziegenbein (40.), Radovan Vujanovic (42.) und Tobias Jänicke (52.) konnten den erneut bärenstarken Zeiss-Schlussmann Carsten Nulle nicht überwinden.
Jenas Kapitän musste aber mit ansehen, wie seine Abwehr bei beiden Gegentoren über die rechte Seite ausgehebelt wurde. Insofern zahlte sich die Maßnahme, Marco Riemer auf die Außenverteidiger-Position zu beordern, nicht aus. Beim ersten Treffer ließ sich aber auch Sören Eismann beim Sololauf von Jänicke zu leicht vernaschen. "Diese Qualität ist bei uns vorhanden. Von Jena fällt mir jetzt keiner ein, der sich gegen drei Mann durchsetzt und das Ding aus spitzem Winkel einhaut", sagte Hansa-Verteidiger Robert Müller. Der Ex-Jenaer hatte sich nach dem Abpfiff übrigens das Trikot von Torsten Ziegner gesichert.
Ziegner durfte in den letzten zwölf Minuten mitmischen. In dieser Phase waren die Gäste noch mal zum Leben erwacht, weil Alexander Voigt nach einem Freistoß von Josip Landeka mit einem Kopfball-Wischer der 2:1-Anschlusstreffer (73.) gelungen war. Eugen Bopp hatte sogar zwei Mal den Ausgleich (82., 90.) auf dem Fuß. Doch seine zu schwachen Schüsse konnte Hansa-Torhüter Jörg Hahnel entschärfen. Jenas kommende englische Woche mit den Spielen gegen Koblenz und in Bremen wird unangenehm. "Wir haben nur 35 Punkte. Da ist jedes Spiel richtungsweisend", sagte Keeper Nulle.
Schon gegen Koblenz könnten die in Rostock verletzt fehlenden Akteure Ralf Schmidt und Orlando Smeekes wieder dabei sein. "Ich denke, wir brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis gegen Koblenz. Alles andere ist nicht wichtig. Das wird nicht ganz leicht", meinte sein noch sehr ruhig wirkender Trainer Wolfgang Frank. "Ich habe es im Trainingslager in Kroatien gesagt: Wenn wir den Klassenerhalt im letzten Spiel regeln können, ist es in Ordnung. Aber die Siegesserie hat einige geblendet."
Oder aufgeschreckt. Sportchef Lothar Kurbjuweit unterbricht seinen noch bis kommenden Sonnabend andauernden Ostsee-Urlaub jedenfalls mehrfach. Er war in Rostock, kommt am Dienstag nach Jena und ist auch am Sonnabend in Bremen zu Gast. Zudem nutzt(e) er die Zeit an der Küste fürs Spielbeobachten von Werder Bremen II und Holstein Kiel. Letztgenannten Gegner aber hoffentlich nicht für die kommende Saison...