Von Matthias Koch
Unterhaching - Wolfgang Frank ballte vor Freude die Faust. Der Trainer des FC Carl Zeiss Jena nahm nach Abpfiff der Partie bei der Spielvereinigung Unterhaching den 1:1-Endstand mit Genugtuung zur Kenntnis.
Zusammen mit seinen Spielern zog er kurz darauf vor die Kurve der 300 mitgereisten Zeiss-Fans, die die Mannschaft trotz der besorgnis erregenden ersten Halbzeit feierten. Nach elf Spielen ohne Sieg sind die Ansprüche in Jena sehr bescheiden geworden.
"Aufgrund der zweiten Halbzeit können wir froh sein, dass wir einen Punkt geholt haben. Das ist ein Erfolgserlebnis, das uns Auftrieb gibt. Die entscheidenden Wochen kommen jetzt", meinte Jenas Kapitän Carsten Nulle. Der Torhüter musste nach 22 Minuten das 0:1 durch den Deutsch-Marokkaner Abdenour Amachaibou hinnehmen, der nach einer Flanke des Ex-Jenaers Michael Stegmayer und einer Kopfballverlängerung von Marc Nygaard am linken Pfosten einnickte.
Das war der Höhepunkt der ersten 45 Minuten, in denen die chancenlosen Jenaer nicht einmal Regionalligareife zeigten: "Da hätte ich noch mitspielen können. Das ist für mich unerklärlich", meinte Zeiss-Coach Wolfgang Frank, "ein Spiel wie in der ersten Halbzeit habe ich in der Form ganz selten gesehen".
Auf jeden Fall ist zu verstehen, warum Frank in Unterhaching alles versuchte, seine Elf wachzurütteln. Der völlig indisponierte Verteidiger Marco Riemer, der sich mehrfach von Robert Zillner den Ball abnehmen ließ, musste schon nach 33 Minuten für Sören Eismann das Spielfeld verlassen. Torsten Ziegner, an dem die Partie aus Sicht des Trainers vorbeilief, erwischte es auch noch vor der Pause. Für ihn kam Josip Landeka.
Die Halbzeitansprache fiel zudem sehr kurz aus. Frank schickte seine Elf nach wenigen Minuten wieder heraus. "Wir wussten ja auch selbst, was Sache ist. Wir haben uns heiß gemacht", meinte Mittelfeldspieler Ralf Schmidt.
Damit nicht genug. Frank holte nach 55 Minuten auch noch Jenas wirkungslosen Einzelgänger Orlando Smeekes vom Rasen, für den Christian Reimann eine Chance bekam.
Und genau jener Reimann war es dann, der nach einer Hereingabe von Tobias Kurbjuweit den sich im zweiten Durchgang kämpferisch aufbäumenden Gästen mit einem Kopfballtorpedo in der 85. Minute einen etwas glücklichen Punkt sicherte.
"Die Ordnung in der zweiten Hälfte war besser, auch wenn Unterhaching einige Möglichkeiten hatte. Das Spiel nach vorn war erkennbar", lobte Frank. "Ein Unentschieden ist ja schon ein kleiner Sieg für uns." Unterhachings Trainer Klaus Augenthaler ärgerte sich dagegen natürlich sehr über den Punktverlust. "Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen. Aber wir brauchen einfach zu viele Möglichkeiten, um das zweite Tor zu machen. Das ist eine Kopfsache", monierte Augenthaler.
Eine Kopfsache scheint es bisweilen auch bei Jenas Urgestein Torsten Ziegner zu sein. Der Routinier flüchtete kurz nach seiner vorzeitigen Auswechslung in die Kabine und verfolgte die zweite Hälfte weit entfernt von der Jenaer Ersatzbank am Mannschaftsbus des FC Carl Zeiss. Geschlossenheit im Abstiegskampf sieht allerdings anders aus.