Von Matthias Koch
Ahlen - Die Niederlage fiel nicht so hoch aus wie das 0:7-Debakel gegen den 1. FC Saarbrücken. Doch die 0:3 (0:2)-Pleite des FC Carl Zeiss gegen Rot Weiss Ahlen war ein weiterer Tiefschlag für die seit fünf Partien sieglosen Thüringer. Nach dem Abpfiff standen Spieler wie Sebastian Hähnge, Orlando Smeekes oder Torsten Ziegner lange vor dem Zaun am Gästeblock. "Wir haben uns bedankt, dass die Fans nach Ahlen gereist sind und uns wieder unterstützt haben. Sie singen, egal wie der Spielverlauf ist, wie es steht und was wir für Böcke schießen", sagte Ziegner.
Die 300 mitgereisten Zeiss-Fans waren am Sonnabend die einzigen Gästevertreter mit Niveau. Doch die Anfeuerungsrufe und -lieder verpufften, weil die Zeiss-Elf von einem zuvor sieglosen Konkurrenten klar beherrscht wurde. Dabei hatte Trainer Jürgen Raab hoch gepokert. Der Zeiss-Coach schickte im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Regensburg für Alexander Voigt (verletzt), Sören Eismann, Josip Landeka und Orlando Smeekes mit Felix Holzner, Ralf Schmidt, Torsten Ziegner und Christian Reimann vier neue Akteure von Beginn an aufs Feld. Insbesondere die Bankrolle von Landeka und Smeekes überraschte. "Wir können uns nicht erlauben, dass Akteure beim Spiel gegen den Ball nicht so mitmachen", lautete Raabs spezielle Begründung im Fall Smeekes.
Die erste Elf scheiterte aber auch kläglich in der Defensive, zumal Routinier Moses Sichone gleich beim ersten Rettungsversuch gegen Sebastian Hille mit dem Oberschenkel gegen den Pfosten prallte (2.) und kurz darauf durch Debütant Philipp Röppnack ersetzt werden musste.
In der Folge blieb Ahlen am Drücker, auch wenn Jena in Hälfte eins durch Ziegner, Marco Riemer, Jens Truckenbrod und Hähnge durchaus Möglichkeiten besaß. Die Post ging aber auf der anderen Seite ab. "Ich muss sagen, dass Ahlen eine der spielerisch stärksten Mannschaften ist. Wenn man es nicht schafft, dran und drauf zu sein, können sie einiges bewegen", musste Raab eingestehen. "In unserer gegenwärtigen Situation bekommen wir meist mit dem ersten Schuss ein Gegentor. Das ist nicht gerade förderlich für die Psyche."
Der erste Schuss war es freilich nicht, der Jena ins Hintertreffen brachte. Die Ahlener, bei denen Kevin Wölk in der 22. Minute einen weiteren Riesen ausließ, bogen vier Minuten später aber auf die Siegerstraße ein. Nulle wurde von einem Flatterball Wölks ins rechte obere Eck überrascht. Noch vor der Pause sorgte Matthew Taylor für die Vorentscheidung. Der US-Amerikaner staubte einen von Nulle zu kurz abgewehrten Schuss von Sebastian Ghasemi-Nobakht zum 2:0 (40.) ab.
Pikant an diesem Treffer war, dass Taylor Mitte August beim FC Carl Zeiss durchs Probetraining gefallen ist. "Erstens hat er bei uns nicht so gespielt wie heute gegen uns. Vielleicht war er doppelt motiviert. Zweitens haben wir auf der Zentrumsposition keinen Spieler gesucht, sondern auf der Außenposition", begründete Raab die Ausbootung Taylors in Jena. Der verschmähte Taylor setzte seiner "Rache" die Krone auf, in dem er im zweiten Durchgang noch den Pfosten traf und später nach einem bösen Patzer von Marco Riemer die Kugel gekonnt zum 3:0 ins Tor lupfte (76.).
"Wenn wir so weitermachen, wird es ganz, ganz schwer. Wir müssen uns ganz schnell etwas einfallen lassen. So können und so dürfen wir uns nicht präsentieren", sagte FCC-Kapitän Nulle. "Aber seitdem ich in Jena bin, sind der September und Oktober immer sehr turbulent. Da scheinen wir in diesem Jahr auch nicht drum herum zu kommen."
Spannend wird auch, wann Zugang Aykut Öztürk für Jena auflaufen darf. In Ahlen saß er gefrustet auf der Bank. Der DFB will Anfang der Woche entscheiden, ob er am Mittwoch gegen Schlusslicht VfR Aalen spielberechtigt ist.