Marko Pantelic geht auf Hertha-Coach Lucien Favre zu
BERLIN - Hertha-Manager Dieter Hoeneß musste selbst schmunzeln, als er nach dem 2:1-Erfolg über den 1. FC Köln die aktuelle Wasserstandsmeldung zum schwierigen Verhältnis zwischen Trainer Lucien Favre und Stürmer-Diva Marko Pantelic abgab. „Es muss erst mal Ruhe einkehren“, sagte Hoeneß um im selben Moment festzustellen, dass das eigentlich gar nicht geht.
Pantelic ist mediales Gesprächsthema Nummer eins beim Berliner Bundesligisten, selbst wenn er nicht spielt. Und nachdem er wie gegen Köln als Joker kurz vor dem Abpfiff per Kopf den Siegtreffer erzwang, rückte beinahe Herthas fünfter Heimsieg in Serie und der Sprung der Mannschaft auf Tabellenrang drei in den Hintergrund.
Fast noch aufregender als das Spiel waren die Minuten nach dem Abpfiff. Die Dauerrivalen Favre und Pantelic bejubelten tatsächlich gemeinsam den vierten Sieg in Folge. Von wem die Umarmung ausging, ist schwer zu sagen. Aber die Indizien sprechen für Marko Pantelic. Der Serbe setzte praktisch zum großen Kniefall von Berlin an.
Nur wenige Tage nachdem Pantelic-Berater Wolfgang Müllenbrock Hertha-Coach Lucien Favre im Fall seines Schützlings Mobbing vorgeworfen hatte, baute sich vor den Journalisten ein ziemlich weichgespülter Pantelic in der Mixedzone des Olympiastadions auf.
Der 30-jährige Serbe feierte diesmal keinesfalls sich selbst. „Die Mannschaft hat sich ein Bravo und Applaus verdient. Nicht nur für das Spiel gegen Köln. Vielleicht hatten wir etwas Glück. Man muss sich dieses Glück aber auch verdienen“, sagte der Angreifer. „Unser Höhenflug ist das Ergebnis der Arbeit des gesamten Vereins, der Mannschaft und des Trainers.“
Dem Anschein nach will Pantelic auch in Zukunft Bestandteil dieses Ensembles sein – auch nach dem derzeitigen Vertragsende im Sommer 2009. Dafür spricht das Versöhnungsangebot, dass Pantelic seinem sportlichen Vorgesetzen über die Medien zukommen ließ. „Ich habe kein Problem damit, meine Fehler zuzugeben. Ich bin bereit, alles zu vergessen und nach vorn zu schauen“, meinte der Goalgetter nach seinem vierten Saisontor. „Ich habe wirklich gar nichts gegen den Trainer. Vielleicht ist er intern bereit, die Fehler eines Menschen zu akzeptieren.“
Zum Abschluss seiner über zweiminütigen Ausführungen konkretisierte Pantelic dann seine Aussagen zu Trainer Lucien Favre noch einmal: „Ich war nicht in jedem Moment korrekt mit ihm. Ich bin aber bereit, ihm die Hand zu reichen. Vielleicht akzeptiert er das. Wir können noch viele Punkte zusammen holen.“ Favre betonte, mit niemandem Probleme zu haben. Er müsse entscheiden, welche Aufstellung sportlich die Beste sei.
Viel Zeit zum Überlegen hat der Schweizer nicht. Bereits am Mittwoch im Uefa-Cup-Spiel gegen Galatasaray Istanbul steht um 20.45 Uhr im Olympiastadion die nächste Partie an. Sollte Marko Pantelic erneut auf der Bank sitzen, wird sich zeigen, was am überraschenden Schmusekurs des launischen Serben wirklich dran ist. (Von Matthias Koch)