Der 1. FC Union Berlin steht nach dem 3:2 gegen Paderborn auf Platz eins
BERLIN - Der 1. FC Union jubelte am Sonnabend lautstark. Nach dem 3:2 (0:1)-Erfolg über den SC Paderborn stehen die Köpenicker erstmals in dieser Saison an der Spitze der 3. Liga und träumen bereits ein wenig vom Aufstieg. „Es war ein kleiner Schritt auf einem sehr langen Weg. Dass wir möglichst oben bleiben wollen, ist doch klar“, sagte Trainer Uwe Neuhaus, nachdem seine Elf einen 0:2-Rückstand trotz der Gelb-Roten Karte für Michael Bemben (62.) gedreht hatte.
In der Fangunst führt der frühere Fahrstuhlverein der DDR-Oberliga inzwischen sogar den ganzen Osten an. Die Berliner (5292 Mitglieder) haben neben Dynamo Dresden (4563) auch die Uraltrivalen Hansa Rostock (4200), FC Carl Zeiss Jena (3060), 1. FC Magdeburg (1600), Lok Leipzig (1508), Energie Cottbus (1400) und BFC Dynamo (1100) längst überholt.
In den Jahn-Sportpark, der früheren Heimstätte des Erzrivalen BFC Dynamo, kamen am Sonnabend jedoch nur 7500 Fans, um eine furiose Schlussviertelstunde mit Toren der Ex-Babelsberger Karim Benyamina (2) und Nico Patschinski bejubeln zu können. Union-Präsident Dirk Zingler ließ sich vom geringen Interesse nicht beirren: „Es war ein geiles Spiel. Wir haben Berlin ein Fußballfest versprochen. Und wir haben es geliefert.“
Obwohl die Hauptstädter inzwischen seit zehn Partien ohne Niederlage sind, werden die Gegner nicht in Grund und Boden gespielt. Häufig sind diese auf Augenhöhe. Paderborn war sogar besser. „Es war ein Spitzenspiel, aber nicht vom Niveau her. Wir haben die Partie ohne Grund aus der Hand gegeben“, ärgerte sich Paderborns Trainer Pavel Dotchev. Seine Mannschaft lag nach einem Eigentor von Daniel Göhlert (9.) und einem Treffer Karsten Fischers (66.) scheinbar sicher in Front.
Für Christian Schreier, zwischen April 2006 und Juni 2007 Trainer des 1. FC Union und seit Februar 2008 Teammanager beim SC Paderborn, ist der Gipfelsturm seines früheren Arbeitgebers keine Überraschung. „Union hat schon in der letzten Saison um den Aufstieg mitgespielt. Zudem stehen mit Nico Patschinski, Marco Gebhardt, Macchambes Younga-Mouhani oder Michael Bemben viele erfahrene Akteure im Kader. Im Gegensatz zur heutigen Union-Elf fehlte mir damals im Kader die Breite an guten Spielern“, sagte Schreier, der einst auch den MSV Neuruppin trainiert hat.
Während der Ex-Profi von Bayer Leverkusen den Jahn-Sportpark nach der Niederlage verlassen konnte, muss Union dort bis zur Fertigstellung des Stadions An der Alten Försterei noch fünf Mal in diesem Jahr ran. Die Spieler scheinen sich mit der ungewohnten Umgebung jedoch immer mehr anzufreunden. Dort ging bislang keine der sechs Heimpartien verloren.
„Ich kann es nicht erklären. Irgendetwas ist da, was uns immer punkten lässt“, sagt Karim Benyamina. Für Trainer Neuhaus hängt die Erfolgsgeschichte seiner Elf nicht mit dem Ort zusammen. „Wir spielen in dieser Saison einfach eine gute Serie, die wir auch an der Alten Försterei geschafft hätten.“ (Von Matthias Koch)